2 Beiträge in der Kategorie Literatur


Erlesen Zerlesen

Erlesen Zerlesen

Sicher, man kann sich Bücher aus Büchereien oder von Freunden und Bekannten ausleihen, oder sie sogar gebraucht kaufen. Aber es ist ungleich spannender und schöner, ein Buch selber zu zerlesen, ihm die eigenen Gebrauchsspuren anzuheften (oder auch aufzudrücken). Ein Buch mit Flecken, Eselsohren, Knicken und sonstigen Gebrauchsspuren zeigt auch die Beschäftigung des Lesers mit ihm, oft auch die Umstände, unter denen es gelesen wurde. Manche Bücher hat man schnell durch, für andere braucht man Monate (vielleicht auch Jahre), aber fast alle sehen danach nicht mehr wie neu gekauft aus. Weiterlesen →


George Orwells 1984 wird ja vor allem für seine Vision eines totalen Überwachungsstaates herangezogen wenn es um Videoüberwachung, Vorratsdatenspeicherung und andere Dinge aus dem Giftschrank der inneren Sicherheit geht. Eine weitere Parallele zwischen Dystopie und Wirklichkeit ist aber auch das im Buch Neusprech genannte Anpassen der Wirklichkeit an die Wunschvorstellung durch neue Sprachregelungen. Im gegenwärtigen Deutschland ist diese Parallele vor allem bei umkämpften Themen wie Migration, Terrorismus, Atomenergie usw. zu beobachten. Wer die Worte und somit die Sprache beherrscht, der beherrscht auch die öffentliche Meinung. Wer die Gewalt über die Bedeutung der Worte hat, der kann auch die zu diskutierenden Themen in Geiselhaft nehmen. Worte werden zum vocabulum non grata erklärt und ihre Nutzung wir bekämpft und ihre Existenz wird verleugnet.

Neusprech ist mittlerweile wahrscheinlich heufiger anzutreffen als Videoüberwachung – und für eine freiheitlich demokratische Grundordnung weitaus gefährlicher..