Günter „Israel gefährdet den Weltfrieden“ Grass hat auf einer SPD-Unterstützerveranstaltung im Willy-Brandt-Haus mal wieder gesagt, was wohl gesagt werden musste, zumindest von ihm. Nach dem üblichen Wahlkampfgetöse gegen Angela Merkel, das wohl selbst dem ebenfalls auf dem Podium sitzenden Peer Steinbrück zu polemisch ausfiel, musste der Welterklärer auch noch etwas zur neu, als Freiwilligenarmee, ausgerichteten Bundeswehr los werden.
Diese sei nämlich, so Grass, mit der Abschaffung der Wehrpflicht zu einer Söldner-Truppe verkommen, deren Mitglieder in Auslandseinsätzen verheizt würden. Und über kurz oder lang würde sie, ähnlich der Reichswehr, zu einem Staat im Staat werden. Er könne deshalb nur jedem empfehlen, sich dort fernzuhalten und nicht zu dienen. Abermals musste Steinbrück seinem prominenten Unterstützer widersprechen.
Der Literaturnobelpreisträger, dem vor ein paar Jahren dann doch noch einfiel, dass er am Kriegsende Mitglied der Waffen-SS wurde, hält sich natürlich auch heute noch für eine moralische Großdenkerinstanz und somit für befähigt, zu allem eine fundierte Meinung abzugeben. Dabei irrlichterte Grass hier nicht das erste Mal. Schon seine Einlassungen zur Wiedervereinigung zeigten, dass er mit der Realität, aber auch mit Historie, nicht immer viel am Hut hat. Dass die Bundeswehr eine Parlamentsarmee ist interessiert ihn genauso wenig wie die Tatsache, dass die Wehrpflicht ausgesetzt, aber nicht abgeschafft ist. Verheizt werden die Soldaten und Soldatinnen auch nicht – wobei Grass höchstwahrscheinlich gegen den Einsatz von Drohnen ist.
Im Gegensatz zur Bundeswehr war die Waffen-SS ein Staat im Staat und nahm auch Formen einer Söldner-Truppe an, indem sie fremdländische Einheiten aufstellte und in den besetzten Ländern gezielt um Mitglieder warb, auch nahm sie in den ersten Kriegsjahren nur Freiwillige auf. Grass, der der Kriegsgeneration jahrelang die Leviten gelesen hat, war nicht freiwillig in die Waffen-SS eingetreten sondern wollte eigentlich U-Boot-Fahrer werden, dass aber freiwillig. Seine Geschichtsvergessenheit ist ihm leider selten übel genommen worden, genauso wie seine Ahnungslosigkeit.