Das ist ein Thema, wie es sich selbsternannte Progressive wünschen. Es geht um Traditionen, Provinzielles und die Gegner sind katholische Kirche und Schützenverbände, für manche Naivlinge immer noch der vermeintliche Hort von Restauration, Militarismus und Rückwertsgewandheit. Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften hatte es gewagt, homosexuellen Paaren gemeinsame Auftritte als Königspaar zu untersagen. Der Partner soll bei Umzügen bspw. nicht neben dem König, sondern dahinter laufen. Manche Medien verstigen sich da gleich zu der Behauptung, schwule Schützen sollten komplett verbannt werden. Über die Entscheidung lässt sich natürlich trefflichst streiten, aber ein paar Dinge sollte man bedenken.
Niemand wird gezwungen, Mitglied in einem Schützenverein oder einer Bruderschaft zu werden. Ebensowenig wird jemand verlangen, dass Männergesangvereine Frauen aufnehmen, die bei den meisten Schützen ja auch nicht mitmachen dürfen – nur in Form von Königin und Hofdame. Nun wird im Rahmen des Antidiskriminierungsgesetzes gegen die Entscheidung vorgegangen, wobei sich die Schützen darauf berufen, eine Gliederung der Kirche zu sein, für die es im Gesetz Ausnahmen gibt. Natürlich würde sich niemand einen Zacken aus der Krone brechen und genausowenig steht der Untergang des christlichen Abendlandes bevor, wenn schwule Königspaare nebeneinander laufen. Andererseits ist es nicht angemessen, in die Entscheidungen unabhängiger Vereinigungen einzugreifen, vor allem nicht bei solchen, die reine Folklore und Traditionspflege betreiben.
Im christlichen und insbesondere im katholischen Weltbild spielt die Ehe zwischen Mann und Frau immer noch eine höhere Rolle und wird auch von der Religionsfreiheit gedeckt. Die wenigen Versuche, Frauen bei den Schützen zuzulassen, werden meist auch nicht sonderlich ernst genommen, handelt es sich bei der ganzen Sache im Großen und Ganzen doch auch um eine Spaßveranstaltung. Abgesehen davon, dass 99% der Frauen eh kein Interesse daran zeigen, Vereinsmitglied werden zu dürfen. Die traditionellen Elemente gehören dabei genauso dazu wie das Militärische, dass manchen Kleinkarierten ja auch ein Dorn im Auge ist. Beim Karneval ist es auch Bestandteil, dass Frauenrollen traditionell von Männern übernommen werden, kein Aufschrei, nirgends.
Als besonderer Affront galt auch der Vorschlag, sich doch einfach eine weibliche Königin für das Schützenfest zu nehmen. Nein, man wolle seine Homosexualität doch nicht verstecken. Dabei war es vor gar nicht allzu langer Zeit in vielen Ortschaften Gang und Gäbe, dass der König gerade nicht seine Ehefrau sondern eine Andere zur Königin erkor. Wahrscheinlich sehen viele schwule Schützen die Sache ebenso entspannt und hätten kein Problem damit, auf dem Schützenfest eine Frau an ihrer Seite zu haben.
Borniert sind nicht die Schützen, sondern die Schreihälse, die hier aus einer Mücke einen Elefanten machen, um ihre korrekte Gesinnung zu zeigen und zu profilieren. Sie haben den ganzen Sachverhalt zur Provinzposse verkommen lassen, gerade indem sie ihn auf die große Medienbühne gehoben haben..