7 Beiträge im März 2011

Manchen mag es zynisch erscheinen, nüchtern Opferzahlen mit der Leistung von Energieträgern zu verrechnen. Genauso zynisch ist es aber, sich lediglich um die Opfer von Reaktorunfällen zu sorgen, während chinesische Kohlekumpel in etwa so viel Wert sind wie der berühmte Sack Reis. In der öffentlichen Debatte gibt es eine ganz klare Tendenz zu „Qualität vor Quantität“, zumindest was die Opfer angeht. Wenige, exponierte Opfer sind immer mehr wert als die vielen Unbekannten, die quasi nebenbei still und heimlich umkommen.

David Harnasch hat auf der Achse des Gute einen Text des Paul Scherer Instituts verknüpft (hier als PDF), in dem 2005 errechnet wurde, wie viele Todesopfer die jeweilige Art der Energiegewinnung kostet. Dort findet man die Zahlen, die man den Apologeten der überhitzten, deutschen Diskussion um die Ohren hauen sollte. Für unvoreingenommene Zeitgenossen wenig überraschend ist die Kernenergie die Technologie mit den geringsten Opferzahlen..


Schmetterling

Schmetterling

Die Natur schert sich nicht um den Menschen, sie verschiebt Erdplatten wie es ihr beliebt, und doch kommt der nächste Frühling ganz bestimmt. Der erste Vorbote ist schon da, zwar noch etwas benommen und zittrig, aber ihm werden weitere folgen. Auch wenn er selbst nicht überlebt, weil es noch zu früh scheinen mag, so wird seine Spezies zusammen mit warmen Sonnenstrahlen wieder die Luft bevölkern. Und die Menschen werden sich daran erfreuen, denn am Ende geht alles weiter. So wie sich die Jahreszeiten jedes Jahr abwechselnd ihre Bahn brechen, wird sich auch der menschliche Geist wieder seine Bahn brechen und nicht in Angst erstarrt bleiben..


Während sich die Meldungen deutscher Medien zu den Problemen in den japanischen Kernkraftwerken überschlagen und man das Gefühl hat, dass jeder möglichst als erster das Schlimmste berichten will, am besten mit einem hübschen Atompilz in Live-Aufnahme (der aber technisch schon nicht eintreten wird), sollte man sich zur Ernüchterung ein paar andere Quellen zu Gemüte führen.

Da wäre zuerst einmal dieser ins Deutsche übersetzte, nüchtern die technischen und physikalischen Hintergründe betrachtende, Artikel von Dr. Josef Oehmen vom MIT in Boston.

Des weiteren gibt es auch noch die internationale englischsprachige Ausgabe des japanischen Fernsehsenders NHK, von dem auch fast alle Fernsehbilder in Deutschland stammen. Er ist über Satellit (Astra 1 M, Frequenz 11509MHz V) und als Live-Stream im Internet zu empfangen.

In deutschen Medien nervt es besonders, dass man ständig zwischen den Zeilen lesen muss. So wird immer wieder darüber berichtet, dass Reaktoren explodiert seien, was bisher aber nicht der Fall ist. In Nebensätzen wird diese Aussage dann zwar teilweise wieder richtig gestellt, aber mittlerweile grenzt es an Lächerlichkeit..


Gerade ist auf SPIEGEL ONLINE ein interessanter Artikel dazu erschienen, wie Algorithmen, insbesondere in Online-Netzwerken, unser Bild der Wirklichkeit prägen, indem sie Informationen vorab für uns filtern. Das passt recht gut zu meiner kleinen, persönlichen Polemik gegen Facebook und Co. Vereinfachung führt zu Verflachung und Kontrollverlust, vor allem, wenn man sich aus Bequemlichkeit alles vorbereiten lässt..


Die CSU werde sich „sträuben bis zu letzten Patrone“, um eine Zuwanderung in die Sozialsysteme zu verhindern, sagte CSU-Chef Seehofer am politischen Aschermittwoch. Ulrich Kasparick, ehemaliger SPD-Verkehrsstaatssekretär, zeigte Seehofer auf Grund dieser Aussage, die dem großen Plagiator Adolf Hitler im Kampf um Stalingrad zugeschrieben wird, nun wegen Volksverhetzung an.

Im Zeitalter des Neusprech sind Worte und Sätze, die der GröPaZ in den Mund genommen hat, absolut tabu. Sie zu nutzen ist, als würde man mit Adolf einen Zungenkuss austauschen, was natürlich unschicklich ist. Dabei ist es reine Feigheit, Sprache nicht zurückerobern zu wollen, sondern zu versuchen, sie auszuradieren.

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George Orwells 1984 wird ja vor allem für seine Vision eines totalen Überwachungsstaates herangezogen wenn es um Videoüberwachung, Vorratsdatenspeicherung und andere Dinge aus dem Giftschrank der inneren Sicherheit geht. Eine weitere Parallele zwischen Dystopie und Wirklichkeit ist aber auch das im Buch Neusprech genannte Anpassen der Wirklichkeit an die Wunschvorstellung durch neue Sprachregelungen. Im gegenwärtigen Deutschland ist diese Parallele vor allem bei umkämpften Themen wie Migration, Terrorismus, Atomenergie usw. zu beobachten. Wer die Worte und somit die Sprache beherrscht, der beherrscht auch die öffentliche Meinung. Wer die Gewalt über die Bedeutung der Worte hat, der kann auch die zu diskutierenden Themen in Geiselhaft nehmen. Worte werden zum vocabulum non grata erklärt und ihre Nutzung wir bekämpft und ihre Existenz wird verleugnet.

Neusprech ist mittlerweile wahrscheinlich heufiger anzutreffen als Videoüberwachung – und für eine freiheitlich demokratische Grundordnung weitaus gefährlicher..


Nein, trotz des Titels soll dies kein weiterer Anti-Soziale-Netzwerke-Beitrag werden. Er ist eher als Replik an all die gedacht, die mich ständig fragen, ob ich bei einer der VZ-Seiten angemeldet bin, oder in letzter Zeit, ob ich bei Facebook sei. Antworte ich auf diese Fragen mit dem der Wahrheit entsprechenden Nein, dann bekomme ich jedes Mal große Augen zu sehen, deren Besitzer es scheinbar nicht glauben können, dass jemand, der so viel Zeit im Internet verbringt, bei keinem der populären sozialen Netzwerke angemeldet ist. Im Anschluss folgt meist eine kurze, oder auch mal lange, Diskussion über das Für und Wider der Netzwerke. Meine Argumente dazu will ich hier jetzt mal darlegen.
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